Mittwoch, 24. Juli 2013

Ewige Rätsel eines Doktoranden



# Warum ist jedes dritte Buch, das ich ausleihen möchte, als „Vermisst/Verlust“ ausgewiesen? Sind die Titel, die ich brauche, a) so beliebt, dass die Leser sie auf alle Zeit als Zierde des heimischen Bücherregals benötigen, sind sie b) so alt, dass die Wahrscheinlichkeit des Verlorengehens allein durch ihr langes Leben bereits statistisch stark erhöht ist, oder lese ich c) so uninteressante Bücher, dass die Vornutzer sie schlicht und einfach irgendwo vergessen haben?

# Warum muss ich eigentlich in einer Bibliothek arbeiten, die ständig mit wenig attraktiven 30° aufwarten kann? Ich behandle keineswegs die Literatur des Kolonialismus, sonst wären die Temperaturen ja wenigstens noch als authentisch zu bewerten und würden eventuell zu Erkenntnissen besonderer Güte beitragen. (mein Traumort wäre da ja die abgebildete Wahnsinnsbibliothek: die Staatsbibliothek in Berlin)

# Weshalb vergisst mein Hirn ständig die Existenz weiterer – gefühlter Unmengen – an Chaosdokumenten, deren Sichtung meinen Zeitplan utopisch werden lässt und garantiert NICHT zu größerer Motivation beiträgt?

# Warum vergesse ich beim Ausdrucken dieser umfangreichen, hieroglyphenartigen Gedankenergüsse immer das Einfügen der Seitenzahlen? Ja, Herr Lehrer, isch schwör, und dann kam ein Windstoß und ALLES war durcheinander!

# Warum sind eigentlich ständig Textmarker und Toner leer?

# Wie viel Euro habe ich bereits in Fernleihen investiert?

# Wird mein Literaturverzeichnis am Ende so dick sein wie der Text selbst?

# Wusste Herr Guttenberg eigentlich, dass er sich mit den ungekennzeichneten Zitaten nicht nur die Zeit für die eigentliche Textproduktion, sondern auch die lästige Friemelei mit den Fußnoten erspart?

# Wird jemals ein Mensch meine Dissertation lesen? Vielleicht könnte ich als Testverfahren einige Seiten in Wingdings (vorzugsweise S. 19X–20X) setzen und auf Beschwerden warten?!

1 Kommentar:

  1. Ja, ja und ja. Hier auch. Und den letzten Punkt ziehe ich auch in Erwägung - vielleicht kann man irgendwo mittendrin eine totsl tintenverschmierte und daher unlesbare halbe Seite platzieren.
    Aber ob die Guttenberg-Methode wirklich Zeit gespart hat? Bei mir würde fremde Texte zusammenschrauben genauso lange dauern wie selbst schreiben. Vermutlich haben das seine Referenten gemacht, DAS spart natürlich enorm Zeit.

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